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Datenpanne - Das kann uns nie passieren
Filmdaten | |
---|---|
Originaltitel | Datenpanne - Das kann uns nie passieren |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1983 |
Genre | Filmdrama, Sci-Fi |
Länge | 102 Min. |
Stab | |
Regie | Daniel Christoff[wp] |
Drehbuch | Daniel Christoff |
Produktion | TV 2000, Günter Herbertz[ext], Wiesbaden, Koproduktion ZDF/ORF |
Musik | Birger Heymann[wp] |
Kamera | Lothar Stickelbrucks[wp] |
Besetzung | |
Das Fernsehdrama Datenpanne - Das kann uns nie passieren lief in der Reihe "Das Fernsehspiel der Gegenwart" und wurde am 7. November 1983 im ZDF gesendet und einmal am 9. Juni 1988 wiederholt.
- Erstausstrahlung
- 7. November 1983, 21.20 Uhr
- ZDF in der Reihe "Das Fernsehspiel der Gegenwart"
- Einschaltquote
- 21%, damals 6.3 Mio. Zuschauer über 14 Jahre sowie 100.000 Kinder zwischen 3 und 13 Jahren
- Wiederholung
- 9. Juni 1988, ZDF[1]
Seit 1988 - trotz seiner mittlerweile (wieder-)erlangten Aktualität - nie wieder gezeigt. Das nicht unbrisante Thema "Überwachungsstaat" sorgte damals für einige Diskussion und Kontroversen. Unter anderem beschwerte sich auch der Bundesverband informationsverarbeitender Bereiche e.V. (BVIB) über die Darstellung des Berufsbildes der Computerfachleute in den Film. Der Film selbst spielte acht Jahre in der Zukunft - im Jahr 1991, in einem zum Überwachungsstaat mutierten Deutschland.[2]
Handlung
Wir befinden uns im Jahr 1991, also in ziemlich naher Zukunft: Der Ex-Botaniker Thilo Meier, der nach mehr als zweijährigem spontanem Aussteiger-Aufenthalt in Fernost nach Hause zurückkehrt, muss erfahren, dass sich in der Zeit seiner Abwesenheit hier Entscheidendes verändert hat. Durch seine abgelaufene Identitätskarte bleibt er schon in der Flughafenkontrolle hängen - das ist sozusagen normal.
Außergewöhnlich aber sind die Umstände der weiteren Behandlung, die er erfährt, die absurde Dramatik, die sein Fall auslöst. Zuerst setzt man ihn nämlich fest, dann lässt man ihn laufen, ja, er bekommt zunehmend das Gefühl, die sprichwörtlich "heiße Kartoffel" zu sein, und plötzlich begreift er, dass er alles daransetzen muss, gegen ein perfekt gewordenes, von Daten beherrschtes System um den Erweis seiner Existenz und damit um sein nacktes Leben zu kämpfen.
Dass er bei seinen verzweifelten Bemühungen seine frühere, jetzt wieder zu ihm übergeschwenkte Freundin Annette verliert, verdankt er auch den Daten, die ein paar Indiskretionen über ihn ausspucken. Aber sein, wie Annette meint, sich steigernder Verfolgungswahn[wp] wäre ohnehin nicht dazu angetan, eine alte Liebe wiedererstarken zu lassen.
Noch jemand hat nach der Panne mit Thilo einen verzweifelten Kampf zu kämpfen: ein Kriminalkommissar, der sich in dieser Angelegenheit kurz zu der Vermutung verstieg, die Daten könnten irren - eine gesetzlich mittlerweile unter Verbot gestellte Straftat. Er wendet sich an seinen alten Kollegen Fritz, der als einer der Erfinder des neuen, perfekten Systems nach dessen Einführung in Pension gehen musste und sich als Privatdetektiv mit Observierungswagen und anderen Schikanen ein Zubrot verdient. Diesen Fritz bittet der Kommissar um Hilfe bei seiner Rehabilitierung, aber Fritz entpuppt sich im Entscheidungsfall als Fanatiker der von ihm ausgebrüteten Datenwelt. Seine humorvolle Gemütlichkeit hat enge Grenzen, und es zeigt sich, wie schnell er über Leichen zu gehen bereit ist.
Thilo bemerkt erst spät, welche Kreise er gezogen hat und in welchen Netzen er zappelt. Trickreich versucht er, zu einem Datenschützer vorzudringen, einer jener geheimen Größen, die neuerdings nicht mehr Menschen gegen Daten, sondern Daten gegen Menschen zu schützen haben und die Ideologie des Systems mit geradezu religiösem Eifer verfechten. Allmählich weiß Thilo nicht mehr, auf welcher Seite der Wahnsinn sich ausbreitet, auf seiner oder der anderen. Die Frau des Datenschützers, eine noch nicht von der Datenhörigkeit infizierte, sinnenfrohe Blondine, die das Herz und auch sonstiges auf dem rechten Fleck hat, ist ein Lichtblick für Thilo. Aber sie kann ihm letzten Endes auch nicht helfen, sondern ist ihm eher ein Hindernis, und so wird der tragikomische Held dieser bissigen, gar nicht so unwahrscheinlichen, sondern zum Teil schon angebrochenen Zukunftsgeschichte gegen Ende gerade von dem Datenschützer vor eine wahnwitzige Alternative gestellt.[3]
Kritik und Kommentare
Zitat: | «Der Film hat mir so gut gefallen, und hat inzwischen so deutlich an Bedeutung gewonnen, dass man ihn eigentlich wieder mal sehen müsste. Auf 2011 passt er viel besser als auf 1991[wp].[4] So wie George Orwell mit 1984 auch zu früh dran war.» - Hadmut Danisch[5] |
Zitat: | «Man wird nicht mehr in der Lage sein, etwas zu sagen, was politisch nicht korrekt ist.
Erinnert Ihr Euch an den alten Fernsehfilm "Datenpanne - das kann uns nicht passieren" aus den 80er Jahren? Da hatten sie auch eine Szene, in der ein Redakteur etwas in einen Redaktionscomputer als Artikel eingeben will und das dann automatisch als politisch verboten gelöscht wird.» - Hadmut Danisch[6] |
Das "Hamburger Abendblatt" kündigte das Fernsehspiel mit folgendem Artikel an:
Zitat: | «Der Kampf eines lebenden "Toten" gegen den Computer
21.20 Uhr, ZDF: Datenpanne - das kann uns nie passieren. Eine Zukunftsgeschichte von Daniel Christoff. Als Thilo Meier im Jahre 1991 nach längerem Auslandsaufenthalt in die Heimat zurückkehrt, bleibt er in der Computer-Kontrolle der Flughafenbehörden hängen: Das Lesegerät meldet, daß der ehemalige Botaniker schon seit zwei Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt. Da ein Fall dieser Art im Alltag einer EDV-Anlage nicht vorgesehen ist, beginnt nun ein Kampf des David Mensch gegen den Goliath Computer. Wie Thilo Meier versucht, dem Rechner sozusagen einen Denkfehler, somit allerdings auch seine Existenz nachzuweisen und dabei eine Odyssee wahnwitziger und absurder Situationen erleben muß, schilderte Daniel Christoff in seinem Film "Datenpanne - das kann uns nie passieren". "Computer sind eine gute Sache, Datenverarbeitung ein hilfreiches Instrument", kommentiert der Autor und Regisseur. "Aber wie jede große Errungenschaft des menschlichen Geistes birgt auch diese die Gefahr des Missbrauchs in sich - zum Schaden der Menschen. Nur bemühen wir unsere Phantasie zu wenig, um mögliche Entwicklungen vorauszudenken... Vielleicht regt dann die ganz und gar abwegige Gedankenspielerei des Autors dazu an?" Daniel Christoff gehört unter den bundesdeutschen Fernsehspiel-Autoren zu den wenigen, die sich konsequent mit gesellschaftlichen Missständen auseinandersetzen. In einer Reihe von Filmen, die Arbeitslosigkeit und Alterseinsamkeit, Polizeistaat[wp] und Parteienwirtschaft und vieles mehr aufgriffen, erwies er sich als aktuell reagierender Beobachter. Das gut jetzt natürlich auch für den Film "Datenpanne", der die Gefahren eines totalen Computer-Staats beschreibt. Christoffs Geschichte geht davon aus, daß die Kontrollorgane einmal versagen könnten, daß die Computer sich mehr und mehr verselbständigen könnten, daß ihre vermeintliche "Unfehlbarkeit" zur anerkannten Größe würde. Die Odyssee des totgesagten, aber sehr lebendigen Thilo Meier, seine Verstrickung in der Welt der EDV-Anlagen, wird von Daniel Christoff gradlinig wie ein dokumentarischer Abenteuerfilm erzählt. Die zentrale Rolle des Thilo Meier verkörpert der relativ unbekannte Schauspieler Wolfgang Bathke.» - Hamburger Abendblatt[7] |
Mit der Reaktion des Bundesverband informationsverarbeitender Bereiche e.V. befasste sich nach der Ausstrahlung unter anderem auch die Computerwoche:
Zitat: | «BVIB: Gegendarstellung zu Negativ-Image gefordert
Die Darstellung eines verzerrten Berufsbildes von Computerfachleuten moniert der Bundesverband informationsverarbeitender Bereiche e.V. (BVIB), Blomberg/Lippe, beim Intendanten des Zweiten Deutschen Fernsehens, Professor Dieter Stolte, und verlangt eine Gegendarstellung. Stein des Anstoßes ist das am 7. November ausgestrahlte Fernsehspiel "Datenpanne - das kann uns nie passieren". Der Film verstärke "in absoluter Höchstform das Negativverhalten der Bevölkerung gegenüber der elektronischen Datenverarbeitung". Der Vorstand des Verbandes erklärte sich bereit, an einer entsprechenden Gegendarstellung verantwortlich mitzuwirken.» - Computerwoche[8] |
Hintergrund
Zitat: | «Vor einigen Jahren habe ich mal beim ZDF angefragt, ob die den Film nicht nochmal senden könnten. Habe aber irgendwie keine vernünftige Antwort bekommen. Nee, können wir nicht, geht nicht, wo kämen wir hin, wenn da jeder kommen könnte. Außerdem hätte man die Rechte nicht. Um den Film zu senden, müsste man erst die Rechte wieder erlangen, und man wüsste nicht mehr, wer die jetzt hat. Außerdem hätte man keine Kopie des Filmes mehr. [...]
Der Film wurde von einer Firma namens TV 2000[ext] hergestellt, die es aber seit Jahren nicht mehr gibt. Ich habe tatsächlich noch jemanden von der Firma aufgetrieben und eben mit ihm telefoniert. Er konnte sich auch noch an den Film erinnern. Und wie ich vermutete, wurde der Film damals auch auf normalem Filmmaterial gedreht. (Man beachte dabei, daß die erste Fernsehproduktion auf Magnetbandaufzeichnung - Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt[wp] - schon Anfang der 1970er erstellt wurde.) Dieses Filmmaterial existiert leider nicht mehr, jedenfalls ist von der Firma TV 2000 da nichts übergeblieben. Die Senderechte liegen jedoch voll beim ZDF. Wenn sie den Film noch in irgendeiner Form hätten, könnten sie ihn auch ohne weiteres senden. Vermutlich hängt es aber gerade daran, daß es von dem Film keine sendefähige Kopie mehr gibt. Es ist unklar, ob sie damals eine Kopie der Filmrollen bekommen oder sich eine MAZ gezogen haben. Das war ja auch kein großkalibriger Kinofilm, sondern eher ein kleines Fernsehspiel, eine Billigproduktion. Obwohl der Film als Science Fiction daherkam, spielte er - von ein paar Computerbildschirmen abgesehen - in einem völlig normalen Umfeld, also eher so wie ein Tatort oder Derrick. Bei der damaligen Technik und den damaligen Kosten hat man es da wohl nicht so wichtig genommen mit der Archivierung - oder sich auf die Produktionsfirma verlassen, die nicht mehr existiert. Der Film ist also wohl leider futsch und weg, was sendefähige Qualität betrifft. In den Datenbanken nicht mehr existent.»[5] |
Zitat: | «Der in der ZDF-Reihe "Das Fernsehspiel der Gegenwart" ausgestrahlte Film wurde nach der Erstausstrahlung 1983 nur einmal 1988 wiederholt, aber seitdem - trotz (oder gerade wegen?) seiner mittlerweile (wieder-)erlangten Aktualität - leider nie wieder gezeigt.
Das nicht unbrisante Thema "Überwachungsstaat" sorgte damals für einige Diskussion und Kontroversen. Unter anderem beschwerte sich auch der Bundesverband informationsverarbeitender Bereiche e.V. (BVIB) über die Darstellung des Berufsbildes der Computerfachleute in den Film. Der Film selbst spielte acht Jahre in der Zukunft - im Jahr 1991, in einem zum Überwachungsstaat mutierten Deutschland. Im Internet sind heute nur wenige Informationen zu diesem Film zu finden. Selbst in der Internet Movie Database (IMDB), der "Mutter" aller Filmdatenbanken, existiert erst seit März 2010 (!) ein Eintrag für diesen Film.»[2] |
Einzelnachweise
- ↑ Quelle: ZDF Jahrbuch 1983, S. 208
- ↑ 2,0 2,1 Datenpanne - das kann uns nie passieren, Fernsehfilm von 1983, bludau-net.de
- ↑ Quelle: Das Fernsehspiel im ZDF, Information und Presse/Öffentlichkeitsarbeit, Heft 42, Sept. bis Nov. 1985
- ↑ Vgl. auch: Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland 1987[wp]
- ↑ 5,0 5,1 Hadmut Danisch: "Datenpanne - Das kann uns nie passieren", Ansichten eines Informatikers am 2. August 2011
- ↑ Hadmut Danisch: Ende der Kommunikationsfreiheit: Ein Beispiel, Ansichten eines Informatikers am 25. Juli 2020
- ↑ Quelle: Hamburger Abendblatt Nr. 260 vom 07.11.1983, Seite 12
- ↑ Quelle: Computerwoche 49/1983
Netzverweise
- Datenpanne - Das kann uns nie passieren (1983) in der Internet-Filmdatenbank
- Deutsches Filmhaus: Datenpanne - Das kann uns nie passieren
- Datenpanne - Das kann uns nie passieren (Länge: 101:59 Min.)
- Interessant zu sehen, wie man sich damals einen totalitären Überwachungsstaat vorstellte, in dem Computer das Sagen haben und unser Leben diktieren. Die Realität von heute sieht zwar anders aus, dennoch hat der Film einen gewissen aktuellen Bezug, nicht nur wegen der NSA-Affäre...
- "Datenpanne" anno 1983: Geht auch ohne Google, Wortvogel am 7. Juni 2015