Marsch für das Leben in Berlin (und Köln), Termin: 21. September 2024, Ort: Brandenburger Tor, Uhrzeit: 13:00 Uhr - Info[ext] |
MediaWiki[wp] ist männerfeindlich, siehe T323956. |
Önder Özgeday
Önder Özgeday | |
---|---|
Geboren | 18. September 1983 |
Önder Özgeday (* 1983) ist ein türkischer Intaktivist und studierte Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist seit 2012 im Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener[iw] und seit 2017 Mitglied im Vorstand.
Önder Özgeday ist Mitunterzeichner der "Stellungnahme zur Vorhautbeschneidung"[iw] von 2014.[1]
Reden
- WWDOGA 2018, Rede von Önder Özgeday - MOGiS e.V. - Eine Stimme für Betroffene (7. Mai 2018) (Länge: 2:44 Min.)
- Perspektiven leidvoll Betroffener - Kinderrechte als Chance, Önder Özgeday und Victor Schiering auf der Fachtagung Jungenbeschneidung in Deutschland - eine Bestandsaufnahme[iw] an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf am 8. Mai 2017[2]
Interview
- Lutz Büge: Beschneidung: Es ist Körperverletzung und fertig, Frankfurter Rundschau am 7. Mai 2019 (Victor Schiering)
- Andreas Eichhorn: Es ist ein Schock - Beschneidungsopfer aus Bochum erzählt, Westdeutsche Allgemeine Zeitung am 21. Oktober 2016[3]
Stellungnahme
Zitat: | «Ich wurde beschnitten im Alter von zehn Jahren. Da meine Eltern türkischer Herkunft sind, erübrigt sich die Frage nach dem "warum", obwohl ich im Nachhinein auch erfuhr, dass ein deutscher Kinderarzt dies anordnete, da meine Vorhaut nicht beweglich war.
Doch wir alle wissen heute, dass eine Phimose im Kindesalter normal ist und noch lange kein Grund ist für eine Beschneidung. Ich denke wenn ich Schmerzen gehabt hätte VOR dieser Prozedur, dann würde ich mich heute noch daran erinnern. Aber die Schmerzen kamen NACH dem Ritual. Der Beschneider war ein türkischer Arzt. Ich weiß bis heute nicht, ob meine Eltern diesen Menschen vorher auch schon kannten. Alles was ich weiß, ist dass er viele Jungs in unserem Bekanntenkreis beschnitt. Ich erinnere mich daran, dass meine Eltern auf mich einredeten. Es sei wichtig und würde mir Vorteile bringen. Es wurde mir nahegebracht als etwas Selbstverständliches. Der erste Zahnarztbesuch, der erste Schultag... Ich wurde schick eingekleidet und war mächtig aufgeregt. Ich würde meine Eltern mächtig stolz machen. Ich wollte keine Angst zeigen. Ich erinnere mich an den Moment, in dem ich mich auf den Metalltisch legte und meinen Penis auspackte. Voller Vertrauen. Das waren die letzten Minuten als vollständiger Mensch. Ich bekam eine Spritze und mein Unterleib wurde taub. Dann begann er. Ich erinnere mich an die Schneidegeräusche... Blut spritzte in sein Gesicht. Die junge Assistentin, die half, schaute mich voller Mitleid an und dies verstand ich damals nicht. War es nichts Schönes, was gerade passierte? Wurde ich nicht zum Mann? Dann begann das Nähen. Als er fertig war und mein Penis in Verbände gepackt wurde, traten wir den Heimweg an. Die Schmerzen begannen auf dem Weg nach Hause. Sie waren unerträglich. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich um den Vertrauensbruch, den Verrat an mir. Die Schmerzen waren dermaßen unerträglich. Und es würde noch Monate so gehen. Es folgten nämlich Entzündungen und das Ganze wollte einfach nicht heilen. Bald sollte auch die Feier folgen. Bis heute leide ich an dem seelischen und auch körperlichen Schmerz. Ich höre oft den Ausdruck "nach den Regeln der ärztlichen Kunst". Ich bezweifle, dass meine Verstümmelung nach dieser durchgeführt wurde. Die körperlichen Schmerzen sind allgegenwärtig, das kosmetische Ergebnis miserabel. Ich habe das Gefühl, ein Amateur hat sich an mir vergangen. Ich fühle mich verraten von meinen Eltern, meiner Kultur, von Deutschland. Niemand schützte mich und alles was geschah, und mich für immer brach, war rechtens! Ich bin bis heute in Therapie und dieses Erlebnis hat mich für immer geprägt. Wenn ich die gegenwärtige Debatte hierzulande verfolge und merke wie unsensibel und wie verroht die meisten Menschen bezüglich dieses Themas sind tut es mir sehr weh. Es geht hierbei um Grundrechte eines jeden Menschen! Nicht um Religionsfreiheit oder Toleranz. Grundrechte sind nicht verhandelbar. Man diskutiert hier sogar über Vor- und Nachteile. Diese muss ein mündiges Individuum, bevor er seinen Körper modifizieren lässt, für sich selbst abwägen!!! Dies geht weit über das Elternrecht hinaus. Vor einiger Zeit erfuhr ich von Menschen, die die Resthaut, die ihnen geblieben ist, mit bestimmten Apparaturen dehnen, um so zumindest optisch einen intakten Penis zu haben. Auch ich werde dies in Angriff nehmen und hoffe dabei, dass es bei meiner "Heilung" hilft.»[4] |
Berichte
Zitat: | «Önder Özgeday sitzt in einem türkischen Café und bestellt einen Mocca alla Turca. Der gebürtige Heidelberger hat türkische Vorfahren, er wohnt aus beruflichen Gründen in Bochum. Dort setzt er sich gegen die Beschneidung von Jungen ein - und zwar bei "MOGiS", einem Verein für die körperliche Unversehrtheit von Kindern.
Özgeday bezeichnet sich selbst als Betroffenen und argumentiert daher aus eigener Erfahrung: "Ich fühle mich sehr verletzt von dieser Community, zu der ich ganz positive Erfahrungen hatte, bevor das geschehen ist. Nach diesem Ereignis ist eine Zäsur passiert, ich habe das als sehr manipulativ gefühlt, dass man mich überredet hat, zu einer Sache, unter dem Vorwand: 'Du bist dann ein Mann! Du gehörst dann zu uns, wir sind dann stolz.'"»[5] |
Einzelnachweise
- ↑ IntactiWiki: Stellungnahme zur Vorhautbeschneidung (Veröffentlicht am 15. August 2014)
- ↑ Lizenz: CC BY 3.0 DE: Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz, HHU/Victor Schiering und Önder Özgeday
- ↑ Anreißer: Önder Özgeday leidet darunter, dass er als zehnjähriges Kind beschnitten wurde. Erst später merkte er, was ihm genommen wurde. Ein Betroffenen-Verein beklagt: Im Gesetzgebungsprozess würden die Opfer nicht gehört. Das Thema würde in der Öffentlichkeit bagatellisiert. (Beschneidungsdebatte[iw])
- ↑ IntactiWiki: Erfahrungsberichte - Abschnitt "Önder Özgeday" (Zirkumpendium)
- ↑ Hüseyin Topel: Serie "Den Islam leben": Beschneidung ja, Nasenkorrektur nein, Deutschlandfunk am 2. April 2019 (Anreißer: Die Beschneidung von Jungen ist im Islam keine Glaubenspflicht, wohl aber zählt sie zu den wichtigsten Empfehlungen. Immer wieder wird über diese Praxis gestritten: Manche sehen darin eine Körperverletzung, für andere ist es eine religiöse Tradition. Was sagt der Koran zu Eingriffen in den Körper?)
Netzverweise
- Beschneidungsbetroffene im MOGiS e.V.: Önder Özgeday