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Kryptozensur
Kryptozensur ist eine Form der Zensur, die entweder nicht als solche oder gar nicht erkannt werden soll. Kryptozensur bedeutet nicht die Behinderung von Kryptowährungen[wp]. Das Krypto, also das Geheime, Versteckte, Verschlüsselte, bezieht sich auf die Art der Zensur, nicht auf den zensierten Gegenstand.
Unterschied zur Zensur
Konventionelle Zensur strebt Totalität an. Ein Begriff, eine Idee, ein Werk oder eine Person bzw. Gruppe soll vollkommen verhindert werden. Das kann zwar in der Regel nicht zur Gänze gelingen, weil ein Buch, das im Wege der Nachzensur[wp] verboten wurde, vorher schon in einer Anzahl gedruckter Exemplare vorgelegen haben muss, von denen eine ungewisse Anzahl die Zensur überstehen werden. Aber das recht offene Ziel der Zensur eines Buches ist die Einstampfung aller Exemplare.
Kryptozensur hingegen zielt auf die Behinderung und Verminderung der Verbreitung von Informationen. Sie ist ein Mittel, um konkurrierende Informationsflüsse eines Pro und Contras aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das hat insbesondere im Zusammenhang mit Abstimmungen und tatsächlich oder vorgeblich demokratischen Prozessen eine Bedeutung. Es geht dabei, wie bei der Zensur, um Machtverhältnisse.
Kryptozensur 1. Ordnung
Die Kryptozensur 1. Ordnung ist eine ganz alte Technik im Spiel der Mächte. Dabei wird kein Inhalt unmittelbar zensiert, sondern die Bedingungen unter denen eine Information entstehen kann oder Verbreitung finden kann, werden scheinbar objektiv und unparteiisch gestaltet, wirken sich aber tatsächlich einseitig aus. Mittel dazu können sein:
- Die Auswahl der Personen, die für den Informationstransport zuständig sind, in Kenntnis derer Voreingenommenheit. Aus solchen Gesichtspunkten heraus werden Redaktionen und Rundfunkbeiräte besetzt.
- Die Verteilung unterschiedlicher Informationen an Orte mit unterschiedlicher Ausbreitungsmöglichkeit. So werden systemkritische Inhalte beispielsweise im Fernsehen sehr spät gesendet, weil zu diesem Zeitpunkt weniger Zuschauer wach sind.
- Man versieht Fernsehbeiträge mit kritischen Inhalten mit einer Anzahl von Elementen, die unter ungünstigen lizenzrechtlichen Bedingungen entstanden sind bzw. eingebunden sind, um später zu rechtfertigen, dass dieser Beitrag aus lizenzrechtlichen Gründen nicht oder nur sehr kurz in der Mediathek[wp] des Senders verbleiben darf.
- Der Staatsapparat gründet und unterstützt scheinbar private Institutionen, die sich mit der Ausübung von Zensur befassen, weil in Deutschland Zensur als etwas definiert ist, dass nur der Staat ausüben könnte. Wenn private Unternehmen Zensur ausüben, ist es nach deutschem Recht keine Zensur. So ist also die grundlegende einschränkende Definition von Zensur eine vorausgehende Maßnahme für Kryptozensur.
Kryptozensur 2. Ordnung
Die Kryptozensur 2. Ordnung ist eine Zensur, die so heimlich durchgeführt wird, dass der Vorgang der Zensur nicht bemerkt werden kann und somit auch eine Rechtfertigung dafür entfallen kann. Für derartige Zensur eignen sich digitale Übertragungswege besonders gut, weshalb diese Form in letzter Zeit stark zugenommen hat.
- Schattenbann bezeichnet das Verstecken von Inhalten vor den meisten, nur nicht vor denjenigen, die diese Inhalte erzeugt haben. Das betrifft beispielsweise Kommentare in Kommentarspalten von Veröffentlichungen.
- Wahlfälschungen mittels elektronischer Wahlautomaten.
Demonetarisierung
Die vorübergehende oder dauerhafte Demonetarisierung von YouTube-Kanälen oder einzelnen Videos ist im Wesentlichen Kryptozensur 1. Ordnung und lässt sich seitens des Dienstanbieters damit begründen, dass die dargebotenen Inhalte keine geeignete Basis seien, auf denen man Werbung schalten könne. Wenn das zutreffen würde, wären die Werbekunden die eigentlichen Zensoren. Weiterhin greift das andere, rein wirtschaftliche Argument, dass ein Kanal, dessen Inhalte ständig von politischen Gegnern denunziert werden, dem Dienstanbieter überproportional viel Arbeit macht, weil er die Löschung wenigstens zwei mal unter personellem Aufwand prüfen muss.
Personenbezogene Kryptozensur
Die personenbezogene Kryptozensur hat auch eine lange Tradition. Sie wird von den so genannten Gatekeepern[wp] durchgeführt. Es geht im Wesentlichen um die Frage, wer welche Position bekommt oder verliert. So kann ein Personaler bei einem Einstellungsgespräch unauffällig die Gesinnung eines Bewerbers abfragen und sich freundlich mit einem "Sie hören von uns" von allen Kandidaten verabschieden, nur um später nicht primär die fachliche Qualifikation zu berücksichtigen, sondern die "Haltung" der Bewerber. Mitarbeiter mit ausgeprägtem Hang zum selbstständigen Denken werden einfach bei Beförderungen übergangen. Weitere Handlungsfelder sind Einladungen, Wohnungsvermietung, Raumvergabe und alle Formen der Lizenzvergabe und Erlaubniserteilung. Beispielsweise kann man kritische Berichterstattung dadurch verhindern, dass man den Berichterstatter vom Gegenstand seines Berichtes fern hält, indem man Journalisten abspricht, Journalisten zu sein und für staatlich organisierte Ereignisse keine Akkreditierung[wp] erteilt.[1] Das entspricht einer Vorvorzensur[fw], das heißt der Inhalt wird nicht zensiert, bevor er veröffentlicht wird, sondern bevor der potenzielle Veröffentlicher in die Nähe des Inhaltes kommt. Selbst Heiraten und Dating fallen in diesen Bereich, weshalb es in Deutschland, im Gegensatz zu Ländern mit gesundem Verhältnis zur eigenen Nationalität, völlig unüblich ist, in Online-Dating-Profilen die politische Gesinnung erkennen zu lassen.
Am wenigsten kryptisch verlaufen hingegen Kündigungen, selbst wenn die vorgebrachten Kündigungsgründe scheinbar mit der Haltung des Gekündigten nichts zu tun haben. An einer Kündigung ist nichts geringfügig, unauffällig oder versehentlich. Die Berufsverbote[wp] von Kommunisten in den 1970ern waren deshalb auch in epischer Breite diskutiert worden, auch die direkten und indirekten Berufsverbote gegen so genannte Rechte laufen auch mit sehr viel Öffentlichkeit ab. Das gehört also wieder in den Bereich der Zensur.
Kein öffentlicher Diskurs
Über konventionelle Zensur gibt es normalerweise einen öffentlichen Diskurs. Diese Form der Zensur ist in Gesetze gegossen. Diese Gesetze sind in der Regel auch allgemein bekannt. Es wird regelmäßig diskutiert, ob und wie die Vorzensur[wp] in staatlichen Einrichtungen wie der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien[wp] aussehen soll. Die dort geprüften Medien tragen bekannte, deutlich sichtbare Kennzeichnungen, die das Ergebnis dieser Vorzensur sind.
Ein öffentlicher Diskurs über Kryptozensur findet in Deutschland nicht statt. Lediglich das Ausnahme-Medium Heise-Verlag[2] hat 2017 einmal über Schattenbann berichtet.
Die Kryptozensur ist immer ein Versuch des Betruges. Insofern der Staat versucht, seine Bürger zu betrügen, wird er versuchen, den Diskurs darüber zu unterbinden. Die Kryptozensur ist ein Mittel in der Verschwörung einiger weniger gegen die Mehrheit. Die Unterdrückung oder wenigstens die Behinderung des Diskurses darüber ist ein elementarer Teil der Kryptozensur. Dort, wo ein Diskurs über Kryptozensur droht öffentlich zu werden, benutzt man Neusprech bzw. Political Correctness, um mittels semantischer Verschlüsselung die Inhalte des Diskurses für möglichst viele Teilnehmer unzugänglich zu machen.
Kryptoverbot
Ich hatte neulich mal beschrieben, dass das neue TLS-Protokoll 1.3[wp] für Ärger sorgen wird, weil der Überwacher da dann nicht mehr erkennen kann, mit welchem Zertifikat sich der Server[wp] ausweist, man also nicht mehr selektiv blockieren und zensieren kann. [...]
Anhang von IP-Adressen direkt zu blockieren ist inzwischen nämlich auch schwierig, weil man die Server nicht mehr mit statischen Adressen aus dem eigenen IP-Bereich betreibt, wie vor 10 oder 20 Jahren, sondern inzwischen alles in der Cloud[wp] beim Hoster läuft und deshalb die IP-Adressen durcheinander gehen und viele Webserver sich über virtuelle Hosts, Content Delivery Netzwerke, Lastverteiler usw. gleiche IP-Adressen teilen oder sie umgekehrt häufig wechseln oder mehrere haben. Rein IP-adressbasiertes Sperren funktioniert deshalb auch nicht mehr gut. Deshalb sperren die Chinesen TLS 1.3, weil sie sehen wollen, mit wem man kommuniziert.[3] Beachtlich nun folgendes:
Dazu verweisen sie auf eben diesen Artikel der Informatikfakultät der University of Maryland darüber, dass maschinelles Lernen herausfinden kann, wie die Firewall[wp] zu durchdringen ist und das 100%ig funktioniert:
Und dort dann zur näheren Funktion:
Das Prinzip ist also, auszuprobieren, welche Datensendungen "erlaubt" und welche "verboten" sind, und sich seine Kommunkation dann eben nur aus den "erlaubten" Teilen als Zeichenketten zusammenzubauen. Das ist genau einer der Gründe, mit denen ich 1997 bei der Bundestagsanhörung zum Kryptoverbot erklärt habe, warum man ein Kryptoverbot nicht durchsetzen kann und das ich dann 1997/98 in der Dissertation[ext] in Bemerkung 5.20 (Seite 135 f.) beschrieben hatte. Man schickt alle möglichen Daten, untersucht, welche zur "Bestrafung" führen, und entnimmt diese aus dem Zeichenvorrat, um dann mit den als legal detektierten als Bausteine seine Kommunikationsverbindung aufzubauen. Ein wie auch immer geartetes Kryptoverbot also effektiv auch nichts anderes ist als aus der Menge der möglichen Nachrichten manche zu verbieten und damit den Sender auf eine geringe Zahl von Nachrichten als Nachrichtenvorrat zu reduzieren, effektiv also nur die Bandbreite zu reduzieren und sonst gar nichts zu erreichen. Genau das ist hier der Fall, die probieren halt per KI/automatisches Lernen aus, welchen Klimbim und Christbaumschmuck sie sich umhängen müssen, um nicht mehr zur Menge der als verboten gewerteten Nachrichten zu gehören, also zusätzliches Gedöns zu übertragen und damit die Bandbreite zu reduzieren. Nur hatte ich es damals vor 23 Jahren theoretisch beschrieben, während die Informatiker der University of Maryland nun eben ein automatisches System gebaut haben, dass das systematisch ausprobiert. Das hätte man damals noch nicht gekonnt, weil es noch keine solchen Sperrsysteme gab, an denen man ein System hätte trainieren können, und die Methoden maschinellen Lernens noch nicht weit genug waren. Das Prinzip ist dasselbe: Man eruiert, was erlaubt ist, und baut seine Kommunikation aus erlaubten Nachrichten zusammen. Und das wurde damals von der Uni Karlsruhe auf Betreiben von Otto Leiberich, ehemaliger Direktor der Zentralstelle für das Chiffrierwesen (seit 1972) als komplett falsch und völliger Blödsinn abgelehnt. Das ist genau die Stelle, die in der Schweiz mit der CIA zusammen die Crypto AG betrieben hat, die faule Chiffriermaschinen verkauft hat, um die Kommunikation anderer Staaten abhören zu können. Und als Zweitgutachten zur Ablehnung der Dissertation fungierte Ueli Maurer von der ETH Zürich[wp], der laut Schweizer Presse einer derer gewesen wäre, die zugunsten der CIA die Sicherheit der Maschinen wahrheitswidrig bestätigt hätten, wenn es darauf angekommen wäre, zuvor selbst in den USA an einer CIA-verseuchten Uni ausgebildet. Und nun kommt die University of Maryland, um mit dem Prinzip, was man in Karlsruhe vor 20 Jahren als komplett falsch abgelehnt hat, im Streit zwischen USA und China die große Chinesische Firewall[wp] zu penetrieren - also genau das, was Thema des Kapitels 5 meiner Diss war. (Und nennt es auch noch Geneva, aber das ist Zufall.) Also wenden die USA gegen China gerade die Methoden an, die man hier auf Betreiben von CIA und BND vor 20 Jahren noch verboten und als "falsch" abgesägt hat. | ||||||
– Hadmut Danisch[6] |
Einzelnachweise
- ↑ Propagande VS Journalisme - RT France, Xenia Fedorova - Thinkerview (16. Januar 2018) (Länge: 88:08 Min.)
- ↑ Peter Mühlbauer: Schattenbann-Welle im deutschen Twitter, Heise/Telepolis am 26. Juni 2017
- ↑ 3,0 3,1 Martin Holland: Chinas Große Firewall blockiert nun TLS 1.3 mit ESNI, Heise am 10. August 2020 (Anreißer: Chinas Zensoren wollen wissen, was die Chinesen im Internet tun. Zeitgemäße HTTPS-Verbindungen verhindern das aber. Nun werden sie einfach blockiert.)
- ↑ 4,0 4,1 Kevin Bock, iyouport, Anonymous, Louis-Henri Merino, David Fifield, Amir Houmansadr, Dave Levin: Exposing and Circumventing China's Censorship of ESNI, 7. August 2020
- ↑ Geneva-Automatically learning how to evade nation-state censors, 21. Dezember 2019
- ↑ Hadmut Danisch: Die Penetration staatlicher Kommunikationsüberwachung und -filterung, Ansichten eines Informatikers am 10. August 2020