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Triglossie
Der Begriff Triglossie ist Fergusons[wp] "diglossia" (Diglossie[2]) (1959) nachgebildet und bezieht sich auf eine Sprachsituation, die drei Sprachen umfaßt, die in einigen Bereichen einen gut umrissenen komplementären Funktionsumfang und in anderen Bereichen sich überschneidende Reichweite, je nach ihren unterschiedlichen soziokulturellen Grundlagen und Entwicklungsstufen, haben.
Ein typisches Beispiel einer triglossaren Situation liegt vor, wenn nebeneinander (a) eine regionale (oder Eingeborenen-)Sprache, deren wesentliche Rolle in der mündlichen Kommunikation innerhalb der Gruppe liegt, (b) eine lokale standardisierte "lingua franca"[wp], die in hohem Maße im Bildungswesen, in den Massenmedien und in der staatlichen Verwaltung verwendet wird, die jedoch nicht ausreichend entwickelt ist, um alle Erscheinungsformen einer modernen städtischen technologischen Kultur zu erfassen, und (c) eine Weltsprache[wp] vorkommen. Die Situation lässt einander überschneidende Diglossare entstehen zwischen der regionalen Sprache und der lokalen lingua franca und der Weltsprache. Das führt zu Code-Wechsel und Code-Vermischung, wobei zwei oder drei der genannten Sprachen erfaßt werden.[3]
Die Begriffe Diglossie und Triglossie, Formen der territorialen Mehrsprachigkeit, bezeichnen die Sprachensituation in mehrsprachigen Gesellschaften mit zwei oder drei Sprachen oder Varietäten, die in bestimmten Situationen für bestimmte Zwecke verwendet werden. Es findet eine Verteilung der Sprachen auf bestimmte Domänen statt. In Luxemburg ist zum Beispiel die Nationalsprache und die Erstsprache der meisten Einwohner Luxemburgisch[wp] und es wird auch im Radio und Fernsehen häufig gesprochen, aber Deutsch und Französisch werden als Amtssprachen genutzt. Bei einer Konstellation, in der mehr als drei Sprachen in einer Gesellschaft, in einem geografischen Gebiet oder innerhalb einer Gemeinschaft verwendet werden, spricht man von Polyglossie.[4]
Diglossien in Literatur und Film
Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Thomas Mann[wp] zeigt in seinem Roman Buddenbrooks[wp] als Randthema die Diglossie der Männer der Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook im 19. Jahrhundert, die untereinander, in der Familie und im Geschäftsverkehr Hochdeutsch[wp] reden, jedoch zu ihren Arbeitern auf Platt[wp] sprechen (müssen). Auch die Verfilmung von 2008[wp] zeigt dies recht eindrucksvoll.[5]
Triglossien in den arabischen Staaten
Im Arabischen besteht ebenfalls eine deutliche Trennung zwischen Hochsprache[wp] und Umgangssprache[wp]. Geschriebene Texte, sowohl religiöser als auch profaner Art, sind größtenteils im Hocharabischen[wp] verfasst. Demgegenüber bedienen sich arabische Muttersprachler im mündlichen Sprachgebrauch größtenteils ihres Dialekts; auch Spielfilme und Lieder sind meist in der Umgangssprache. Diese Trennung (Hocharabisch als geschriebene, Dialekt als gesprochene Sprache) wird in bestimmten Situationen aufgehoben, beispielsweise wenn ein geschriebener Text rezitiert oder eine sprachlich anspruchsvolle Rede gehalten werden soll. Umgekehrt wird der Dialekt in der Volksdichtung oder bei der Wiedergabe von Dialogen in Romanen verschriftlicht, um eine größere Volksnähe bzw. Authentizität auszudrücken.
Hochsprache und lokale Dialekte unterscheiden sich trotz der gemeinsamen Wurzeln sowohl in der Grammatik als auch in der Lexik. Auch zwischen den einzelnen arabischen Dialekten bestehen Unterschiede, sodass das Hocharabische als Sprache des Korans und als gemeinsame Sprache aller Araber weiterhin gelehrt wird. Die Aufspaltung zwischen der synthetisch aufgebauten klassischen Schriftsprache und den arabischen Dialekten, die einen analytischen Sprachbau aufweisen, geht auf die Ausbreitung des Islams im 7. und 8. Jahrhundert zurück und beruht in erster Linie auf dem Kontakt mit Griechisch und Persisch sprechenden Völkern. Bis heute wird jede neue Generation von Arabischsprechern in diese Diglossie hineingeboren.[6]
Besonders in Algerien und Marokko kommt Französisch als dritte Säule hinzu.
Triglossien in Subsahara-Afrika
Die Staatsgrenzen stimmen in Afrika nicht mit den Grenzen von Sprachen und Volksgruppen[wp] überein. Es haben sich, bis auf wenige Ausnahmen, keine einheitlichen Kulturnationen herausgebildet, so dass es keine Verbindung von Sprache, Volk und Staat gibt.
Die soziolinguistische Situation in Subsahara-Afrika ist in weiten Teilen durch eine Triglossie geprägt. Es haben sich neben den zahlreichen einheimischen Sprachen der einzelnen Volksgruppen (→ Vernakularsprache[wp]) infolge Wanderungsbewegungen, Handelswesen, vorkolonialer Reichsbildung, religiöse Missionierungen und teilweise auch durch die Unterstützung der Kolonialherren im Rahmen einer "Stammesselbstverwaltung" und der britischen "Politik der mittelbaren Herrschaft"[wp] bestimmte Sprachen als afrikanische Verkehrssprachen[wp] herausgebildet, welche die Aufgaben übernehmen, die Verständigung zwischen den Angehörigen der verschiedenen Volksgruppen zu ermöglichen. Sie spielen insbesondere eine wichtige Rolle in afrikanischen Städten, wo eine Bevölkerung lebt, die anders als die Landbevölkerung nicht mehr zuvörderst durch eine Volksgruppenzugehörigkeit geprägt ist. Diese Verkehrssprachen sind auch im Volksbildungswesen von Bedeutung und werden in einigen Medien und in der Literatur verwandt. Zu diesen Verkehrssprachen werden vor allem Swahili in Ostafrika, Hausa, Fulfulde, Kanuri, Igbo, Yoruba und die Mandesprachen Bambara, Dioula und Malinke in Westafrika gezählt. In Zentralafrika spielen Lingála, Kikongo und Sango eine Rolle. Neben den Vernakularsprachen und den afrikanischen Verkehrssprachen sind seit der Kolonialherrschaft Französisch, Englisch und Portugiesisch eingeführt worden. Diese Sprachen werden in den meisten afrikanischen Staaten südlich der Sahara weiterhin als Amts-, Gerichts- sowie Lehr- und Wissenschaftssprachen in den Universitäten und höheren Lehranstalten verwendet. Die Kenntnisse der europäischen Sprachen ist je nach Bildungsgrad, Land und Grad der Verstädterung recht unterschiedlich. Die Politik der Exoglossie[wp] erscheint vielen Staaten wegen der Sprachenvielfalt als vorzugswürdig. Insbesondere sollen der Vorwurf der Benachteiligung der anderen, nicht staatstragenden Ethnien (→ Tribalismus) und eine wirtschaftliche Isolierung vermieden werden. Ausnahmen von der Triglossie sind nur Burundi und Ruanda. In Kenia, Uganda und Tansania wird Swahili gefördert und ist auch als Amtssprache verankert. [7]
Einzelnachweise
- ↑ "In a Hindi-Urdu speech community, we find Hindi (high), Urdu (high) and Hindustani in triglossia (Goswami 1976, 1978) where Hindi and Urdu are in the state of horizontal diglossia while Hindustani and Hindi-Urdu are in the vertical diglossia."
- ↑ "Die Diglossie (griechisch διγλωσσία diglossía, deutsch: "Zweisprachigkeit") ist eine besondere Form der Zweisprachigkeit[wp]." - Wikipedia: Diglossie
- ↑ M. H. Abdulaziz Mkilifi: Triglossie und Suaheli-Englischer Bilingualismus in Tansania
- ↑ Digitales Lexikon Fremdsprachendidaktik: Diglossie, Triglossie, Polyglossie
- ↑ Wikipedia: Diglossie - Abschnitt "Diglossien in Literatur und Film"
- ↑ Wikipedia: Diglossie - Abschnitt "Situation in den arabischen Staaten"
- ↑ Wikipedia: Afrikanische Sprachen - Abschnitt "Soziolinguistische Situation Afrikas"